Augmented Reality ist vielversprechend, aber in der Praxis sind AR-Projekte oft langsam, teuer und in maßgeschneiderten Apps verankert. Jede neue Tour oder Installation kann sich anfühlen, als würde man bei Null anfangen: neuer Code, neuer App-Store-Eintrag, neue Lernkurve für Besucher. Im Rahmen des Horizon Europe-Projekts XReco (Fördervertragsnummer: 101070250), das Konsortium wollte dies ändern, indem es ein XR-Medienökosystem und Tools aufbaute, mit denen immersive Erlebnisse einfacher erstellt, verwaltet und verteilt werden können. ZAUBARs Rolle in diesem europäischen Team aus Rundfunkanstalten, Forschungseinrichtungen, Technologieanbietern und Mobilitätsunternehmen besteht darin, umfassende Erfahrungen mit standortbezogener Augmented Reality einzubringen und daraus etwas Wiederverwendbares zu machen: ein XR-First-Content-Management-System.

XReco will XR nicht als isolierte Demos betrachten, sondern als eine persistente Medienebene, die über Städten, Fahrzeugen und kulturellen Räumen leben kann. Die Partner entwickeln Tools und Workflows, mit denen Kreative mit 3D-Objekten, volumetrischen Menschen, räumlichem Audio und KI-generierten Inhalten genauso einfach arbeiten können, wie sie es heute mit Video oder Text tun.

ZAUBARs standortbasiertes XR CMS

ZAUBARs Hauptbeitrag innerhalb von xReco ist ein XR-First-Content-Management-System, das auf standortbezogene AR-Touren zugeschnitten ist. Anstatt Seiten und Beiträge zu verwalten, verwaltet dieses CMS Orte, Routen und „Momente im Raum“: eine Anleitung auf einem Platz, eine 3D-Rekonstruktion an einer Fassade, eine Audiostory, die sich entlang eines Flussufers oder in einem fahrenden Fahrzeug abspielt.

Kuratoren und Redakteure verwenden eine Browseroberfläche, um Fotos, Videos und 3D-Inhalte hochzuladen, Szenen zu definieren, sie mit GPS-Koordinaten zu verknüpfen und zu choreografieren, wie sich ein Erlebnis entwickelt, wenn sich ein Besucher durch eine Stadt oder einen Veranstaltungsort bewegt. Für eine präzise Ausrichtung auf Straßen, Plätzen und Ausstellungsräumen kombiniert die Plattform GPS mit einem Visual Positioning System (VPS), das Kamerabilder verwendet, um das Gerät anhand bekannter Referenzpunkte zu lokalisieren. Dadurch wird sichergestellt, dass digitale Objekte zuverlässig an Fassaden und Plätzen „haften“, auch wenn das GPS laut ist oder Besucher an einem anderen Tag an denselben Ort zurückkehren. Updates werden in Echtzeit bereitgestellt, sodass Texte verfeinert und neue Haltestellen hinzugefügt werden können, ohne den App-Code oder die Fahrzeugsoftware zu berühren. Das macht das System praktisch für Museen, Tourismusverbände und Medienorganisationen, die Geschichten auf dem neuesten Stand halten müssen, anstatt sie in einem einmaligen App-Build einzufrieren.

Um die XR-Produktion in großem Maßstab möglich zu machen, ist das CMS in die generativen und räumlichen Berechnungswerkzeuge integriert, die in XReco untersucht wurden. Bestehende Fotos, Videos und Archivdokumente können mit weitaus weniger manuellem Aufwand als bei herkömmlichen 3D-Pipelines in AR-fähige Szenen umgewandelt werden. Neuronales Rendern unterstützt detaillierte 3D-Ansichten von Sehenswürdigkeiten, die volumetrische Erfassung lässt reale Menschen als naturgetreue „Hologramme“ erscheinen, und KI-gestützte Tools unterstützen Skripting, Lokalisierung und erzählerisches Design, sodass das menschliche Urteilsvermögen im Mittelpunkt steht und gleichzeitig technische Barrieren abgebaut werden.

Mit dem CMS erstellte Erlebnisse können als WebAR im Browser oder über einfache Instant Apps und App Clips bereitgestellt werden. Immersive Touren werden mit einem Fingertipp auf alltäglichen Geräten eröffnet, egal ob es sich dabei um ein Smartphone, ein Tablet oder ein kompatibles Infotainmentsystem im Auto handelt.

Von der Plattform zum Anwendungsfall: Timișoara als Beispiel

Einer der Demonstratoren des Konsortiums, der diese Plattform auf die Probe stellt, ist eine AR-Tour im Auto in Timișoara, Rumänien. Es wurde gemeinsam von xReco-Partnern entwickelt und nutzt ZAUBARs CMS als Rückgrat für eine Route im dokumentarischen Stil durch die Stadt in einem mit Continental ausgestatteten Fahrzeug. Bei einer kuratierten Fahrt blendet das System Archivaudio ein, überlagert historische Bilder und bringt volumetrische Aufzeichnungen von Historikern und Augenzeugen an den richtigen Orten hinzu. Für das Konsortium zeigt dieser Anwendungsfall, dass dieselbe technische Grundlage für Rundgänge, Museumsbesuche und Erlebnisse im Auto genutzt werden kann, ohne dass die zugrundeliegenden Werkzeuge verändert werden müssen.

Zusammenarbeit, Finanzierung und was als Nächstes kommt

Die Autotour in Timișoara ist einer von mehreren Demonstratoren im Rahmen von xRECO, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Horizon Europe-Programms kofinanziert wird. Zu dem Konsortium gehören Atos, Continental Industry, Deutsche Welle, Fincons Group, i2CAT Research Centre, JOANNEUM RESEARCH, KU Leuven, Moog Inc., NVIDIA, Rai — Radiotelevisione Italiana, Sound, Universidad Politécnica de Madrid, Capo Gemini Engineering, XRBB — Extended Reality Berlin-Brandenburg e.V., VISYON, Universität Basel, das Centre for Research & Technology Hellas (CERTH), Theódoros Chíou und ZAUBAR. Ihr kombiniertes Fachwissen in den Bereichen Medien, Mobilität, Forschung und Technologie stellt sicher, dass die Tools, die entwickelt werden, auf realen Anwendungsfällen und Benutzerbedürfnissen basieren.

Für ZAUBAR ist die Teilnahme an xReco ein Meilenstein und ein Sprungbrett. Das Projekt zeigt, wie ein AR-First-CMS, KI-gestützte Kreationsworkflows und standortbezogenes Storytelling zu Erlebnissen zusammengeführt werden können, die für echte Besucher bereit sind, nicht nur für Laborprototypen. Es weist auch darauf hin, was das Konsortium als Nächstes erwartet: mehr Städte, mehr Formate und mehr Partner, die dasselbe Toolkit verwenden, um standortbezogene AR-Touren zu erstellen. Die Fahrt durch Timișoara ist ein Einblick in diese gemeinsame Zukunft — ein Beispiel dafür, wie der Technologie-Stack und der kollaborative Ansatz von XReco jeden Ort und jede Reise in eine Geschichte verwandeln können, die es wert ist, erkundet zu werden.